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Einschätzende Gedanken zum Werke "Labyrinthos Wortkernschichtung" des
Zoltán Ludwig Kruse Die Forschungsarbeit "Labyrinthos Wortkernschichtung" Zoltán Ludwig Kruses stellt, wie ich meine, eine sprachwissenschaftlich sprachphilosophisches Grundlagenwerk sui generis dar. Es stellt im Vergleich mit linear operierenden, rationalistisch orientierten Systembildungen in der sprachwissenschaftlichen Forschung eine fundamentale Erweiterung dar, die sich der Grundfrage der Konstituierung, also des prozesshaften Entstehens von Sprache aus den Fundamenten einer noch vor-sprachlichen Erfahrung von Klanglichkeit zuwendet. Es ist dies die Einbindung der Grunderfahrung des Konstituierungsprozesses der Sprache, ihres Entspringens aus der Grundstruktur des Klanglichen, das sich in der Lautbildung und auch in allen daraus folgenden formalen Elementen einer Strukturierung des Klanglichen, aller Differenzierung- und Konkretisierungsmöglichkeiten von Sinn, in Wort und Sprache äußert. Im Sprechen der Sprachen und im Prozess der stetigen lebendigen Wortbildung nimmt der Sprechende teil an den Urelementen von Sinnbildung, die in einer "geistvollen" Grundstruktur als Ordnungsrelation festgelegt ist. Die Klärung dieser Grundstruktur an der Erfahrung der besonderen "agglutinierenden" Sprache des Magyarischen, die eine strukturale Nähe zu den Grundelementen ursprachlicher Entität erhalten hat, ist Kern dieser forschenden Auseinandersetzung. Die Möglichkeit zur Teilhabe an den immer wieder von Neuem sinnspendenden, klangfundierten Ur-Laut-Elementen gewährleistet schöpferische Sprachgestaltung aus diesen Urwortkernen inhaltlich angeregt; - insofern die Wahrnehmung dieser urlautlichen Grundelemente in ihrer "mysterienhaften Erneuerungskraft" geöffnet bleibt. Die Grundlage dieser Forschungsleistung bildet wohl neben anderen erforderlichen Erfassungs- und Reflexionsvermögen die besondere Fähigkeit des Autors zu einer am Musikalischen geläuterten Hörwahrnehmungseinstellung. Neben der fundamentalen Wahrnehmungseinstellung in Einbindung rationaler Analyse ist jedoch das intuitive Erfassen weiter Strukturzusammenhänge, die sich an die Wahrnehmung der Klang-Laut-Inhalte rückbinden, ein unverzichtbares methodisches Element bei Z. L. Kruse, da in dieser Arbeit auch ein unmittelbares Auffinden von material inhaltlichem Zusammenhang zum Ausdruck kommt und die Ergebnisse in der Folge gleichsam in einen systemischen Zusammenhang gestellt werden. Das Aufzeigen der Grundstruktur sprachlicher Formbildung an der Ur-Laut-Formel "Labyrinthos" ist eine theoretische Leistung der Klärung eines Konstituierungsprozesses von Sprache selbst unter Bezugnahme auf sprachontologische Grundschichten. Diese Leistung baut wissenschaftlich bzw. sprachphilosophischen Ansätzen, die die Aufmerksamkeit auf die vom Subjekt in der Tätigkeitseinstellung gesetzten Sprachakte richten und gleichsam pragmatisch orientiert sind, eine Theorie der Konstituierung von Sprache aus apriorischen Geist-Klang-Inhalts- bzw. Sinnelementen zu. Die Ur-Laut-Form-bildungen der Sprache, kodiert im "Labyrinthos" (als materiale Inhaltsbestimmung des Begriffs), haben Teil an einer universalen Sinnschichtung und transzendieren die in der vollzogenen Sprache angewandten Formgesetze material-inhaltlich. Mit dem Überschreiten des bloß funktionellen Momentes der Sprache im Sprechen und Hören werden die Horizonte einer Grunderfahrung von klang-inhaltlichen Strukturen geöffnet. Es ist also eine Verweisung auf apriorische, jeder Sprachentwicklung zugrundeliegende Verhältnisse von Inhalt und Form. Indirekt spricht damit das Werk Z. L. Kruses auch eine ästhetische Relation zwischen Inhalt und Form im Prozess der Konstitution von Sprache latent an. Möglichkeit und Realisierung dieser Teilhabe an der Grundschicht von "Sprachsinngebung" im Vollzug des Sprechens wird im Werke deutlich. Verlegt man diese Grundkonzeption von Sprache auf eine theoretische Ebene, so ließe sich eine Beschreibung verschiedener Sprachen in ihrem Abstraktionsgrad zur material-formalen Grundstruktur der Lautlichkeit denken, Sprachen und Sprachstadien, die nach ihrem jeweiligen Form-Inhalts-Verhältnis charakterisierbar werden. Das spannungsvolle Verhältnis zwischen Funktionalität und Inhalt, Pragmatik und Sinnkonstitution, erführen in einer sprachästhetischen Perspektive eine erweiterte Thematisierung in der sprachphilosophischen Forschung. Das Werk regt m. E. an, einer formalisierenden sprachwissenschaftlichen Forschungstendenz eine ontologisch Klang-, Form- und Sinnkonstitution einbindende Forschungsrichtung als wahrnehmungsorientierten Ansatz gleichsam diese fundierend vorzubauen. Das Werk ist in seinen Ergebnissen auch Ausdruck des interdisziplinären Vermögens des Autors, zwischen Wissenschaft, Kunst und Kulturphilosophie; der Autor ist auf Grund seiner personalen Konstitution dazu fähig, die zur Bearbeitung erforderlichen Intentionalitätsformen (wahrnehmend, fühlend, reflektierend) zu integrieren. Für die an interdisziplinärer Forschung im Spannungsfeld von Kunst, Wissenschaft, insbesondere Sprachphilosophie interessierten Institutionen erscheint die Beschäftigung mit dem gesamten wahrnehmenden, reflektierenden und gestaltend-künstlerischen Wirken Z. L. Kruses von besonderer Anziehungskraft. Die "geheimnisartigen" Fundamente als Grundstrukturen der Sprache, denen sich Z. L. Kruse zuwendet, sind m. E. noch sehr selten reflektierend begangen worden; sein Einstieg ins Labyrinth ist der derzeitigen Bewusstseinslage entsprechend ein anderer als der des Jakob Böhme in seiner "Aurora" (eine gedankliche Verbindung, die sich schon bei der ersten Begegnung mit dem Autor und seiner Forschungsarbeit bei mir einstellte) - verschiedenes Licht verbindet sich zu gemeinsamer Helligkeit. |